Erziehungsschnitt
Wahl des passenden Kronentyps
Die Triebgesetzmäßigkeiten führen dazu, dass die natürlich gewachsene Krone eines Solitärbaums sich nach oben und außen entwickelt. Dadurch entsteht eine Kronenform, die für Straßenbäume zu breit wird und vor allem zu tiefe Leitastansätze hat. An Straßen und in der Stadt brauchen wir daher eine eher hochovale Kronenform. Ob ein Straßenbaum mit einer durchgehenden Mitte erzogen wird oder mit mehreren kodominaten Stämmlingen, kann vom Habitus abhängig gemacht werden. Wichtig ist immer, dass die Stämmlinge eine gute Anbindung haben und auf unterschiedlichen Abgangsebenen liegen.
Wahl der richtigen Kronenansatzhöhe
Die Höhe des Kronenansatzes ist bei Straßenbäumen abhängig vom Abstand des Baumes vom Weg und der und der Frage, welcher Verkehr unter den Bäumen stattfindet. Je größer der Abstand des Baumes von der Wegeskante oder einem Gebäude, desto niedriger kann der Kronenansatz gewählt werden. In der Reihe können die Äste etwas tiefer ansetzen als in Richtung Weg. In Hausgärten kann die Frage der Mähtechnik entscheidend sein: Mähroboter oder Rasentraktor?
Für Baumarten mit Tendenz zu hängenden Ästen (z.B. Kastanien, Linden) sollte ein 1-2 m höherer Kronenansatz gewählt werden als beispielsweise für Ahorn, Robinien oder Eichen.
Maßnahmen für Stabilität und Nutzbarkeit
Für die Kronenerziehung ist ein sehr weitgreifendes Vorstellungsvermögen nötig. Eine grundsätzliche Weichenstellung ist die Auswahl der zukünftigen Leitäste. Bei einem Baum, der mit 3,5 m Höhe an in Abstand von einem Meter an die Straßenkante gesetzt wird, wird keiner der zum Pflanzzeitpunkt am Baum wachsenden Triebe nach 15 Jahre noch existieren!. Je nach Baumart dürfen die Leitäte ja erst bei 4,5 m ansetzen. Auch ist es nicht sinnvoll, dass alle Leitäste an einem Punkt ansetzen, da die mechanische Belastung der ganzen Krone dann auf einen Punkt zusammenläuft. Dies kann im Alter zum Problem werden, weshalb ich dazu rate, die Leitäste auf einen mindestens einen halben Meter zu verteilen.
Die Entfernung potentieller Schlitzäste und die Vermeidung der Aufspaltung von Stammverlängerung oder Leitästen in 2 gleich starke Triebe seien hier noch mal erwähnt.
Pflegeintervalle
Entscheidend bei der Baumerziehung sind die Pflegeintervalle. Wenn ich erst nach 5 Jahren wieder an einen Baum komme und einen Ast mit über 10 cm Durchmesser entfernen muss, um das geforderte Lichtraumprofil herzustellen, habe ich möglicherweise die Grundlage dafür gelegt, dass 30 oder 40 Jahre später ein Baumgutachten diesen Baum als nicht mehr standsicher einstuft. Sinnvolle Pflegeintervalle sind:
In den ersten 15 Jahren alle 2 Jahre und vom 16. bis zum 25. Jahr alle 3 Jahre
Zum einen bleiben die Schnitte kleiner, ja eher ich einen Ast entferne. Zum anderen kann es der Vitalität einen Bäume nicht zuträglich sein, mehr als ca. 20% der Blattmaße in einem Jahr zu entnehmen.
Für Obstbäume gilt allerdings die Notwendigkeit eines jährlichen Erziehungsschnittes, da ein beginnender Ertrag das Erziehungsziel stabiler Leitäste innerhalb von einem Jahr wieder zerstören kann.